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AutorenbildCarlotta

SPOTTED: "Up All Night" von One Direction

Neue Musik zu entdecken ist toll. Aber um ehrlich zu sein: Zwischen neuen Alben und Trends, Künstler:innen und Collaborations fällt man oft auf Altbekanntes zurück. Irgendwann stolpern wir unverhofft über ein Album, Künstler:innen oder diesen einen Song, der vergessen im Regal oder der untersten Playlist darauf wartet, wieder entdeckt zu werden. Einmal im Monat kramen wir diese Wiederentdeckungen bei SPOTTED für euch heraus und lassen euch an diesem Hörerlebnis teilhaben.


"You're insecure, don't know what for / You're turning heads when you walk through the door / Don't need make up to cover up / Being the way that you are is enough", sind die ersten Worte, die der kürzlich verstorbene Liam Payne auf dem Debütalbum Up All Night von One Direction singt. Das sind Worte, die Geschichte schreiben und zudem ein echtes Produkt der frühen 2010er sind. Damals wie heute machen diese Worte viel mit mir, wenn auch aus anderen Gründen. Während ich 2011 noch in meiner kindlichen Naivität gefangen war und an der Schwelle zum "Ich bin nicht wie die anderen Mädchen“ stand, höre ich in der LP mittlerweile eine Reflexion meiner Teenie-Zeit und des Erwachsenwerdens. Zumindest die konservierte Erinnerung daran. Unabhängig von all der Nostalgie ist Up All Night mit seinen 18 Songs ein verdammt gutes, rundes Album und das wahrscheinlich sorgloseste aus der One Direction-Diskographie.


One Direction
Foto: Pressefoto One Direction

One Direction, bestehend aus Louis Tomlinson, Zayn Malik, Liam Payne, Niall Horan und Harry Styles, waren die präsentesten Personen meiner Jugend und das Fantum eine für mich heilsame Erfahrung. Als ich am 17. Oktober nach dem Aufstehen auf Twitter las, dass Liam Payne gestorben ist, brach alles in mir zusammen. Nicht unbedingt wegen Liam selbst. Durch die Veröffentlichungen seiner Ex-Freundin Maya Henry und einiger Fans wurde zuletzt immer deutlicher, dass er ein Täter gewesen zu sein scheint und für seine Vergehen hätte Verantwortung übernehmen müssen. Hier hab ich einmal ein TikTok von Maya Henry verlinkt, wo sie über die konstante Belästigung durch Liam Payne nach der Trennung spricht.


Vielmehr war ich komplett am Boden zerstört, weil mir ein Teil meiner Kindheit und Jugend so früh vollständig entrissen wurde. Tief in mir drin hatte ich immer gehofft, dass es irgendwann eine Reunion geben würde. Nicht unbedingt auf der Bühne, aber vielleicht auf andere Art und Weise. Dass gar nicht wirklich klar ist, wie nah sich die Bandmitglieder wegen diverser Unstimmigkeiten aktuell stehen, steht auf einem ganz anderen Blatt. Genauso wie der Fakt, dass die Fünf durch ihr Team komplett überarbeitet wurden, während sie noch Teenager waren. Trotzdem muss ich an all die Erinnerungen und Momente denken, wenn ich heute die Musik höre.


Die Magie von Up All Night


Wer Lust auf eine kleine Zeitreise hat, setzt mit Up All Night auf jeden Fall auf das richtige Pferd. Die Songs sind auf eine Art ein Produkt ihrer Zeit: Sie triefen vor 2010-Core, sowohl musikalisch als auch textlich. Das macht das Album für mich so besonders. Erstklassige Pop-Songs serviert mit kitschigen Texten. Radio-Hits wie "What Makes You Beautiful" oder "One Thing" erfahren natürlich die meiste Bekanntheit, sind aber bei weitem nicht die besten Songs des Albums. So werde ich "Stole My Heart" und "Stand Up" bis auf's Blut verteidigen. Generell finden sich auf Up All Night neben ein paar Balladen vor allem Power Pop- und Dance Pop-Tracks. Die Essenz des Albums: Pop mit ansteckenden Refrains sowie Lyrics, die sich ums Verliebt-Sein drehen und sich immer an eine weibliche Love Interest richten. Ganz nach dem Motto: Wir sind jung, wir haben alle Spaß und du, Y/N, bist ein Teil davon.



Im Vergleich zu Midnight Memories oder Four sind die Texte auf Up All Night deutlich auf die sehr junge Zielgruppe ausgerichtet, die es von Beginn an gab und die im Laufe der Jahre mit den Bandmitgliedern mitgewachsen ist. So heißt es in "I Should Have Kissed You" beispielsweise: "Is your heart breaking? / How do you feel about me now? / I can't believe I let you walk away when, when I should’ve kissed you”. Ein weiteres Highlight verbirgt sich in "Na Na Na": Ich kann es nicht fassen, dass One Direction es wirklich geschafft haben, dass wir zu Zeilen wie "We're like, 'Na-na-na' / Then we're like, 'Yeah, yeah, yeah" komplett irre gegangen sind (und immer noch gehen). Hier sollte erwähnt werden, dass die Fünf an Up All Night selbst nicht mitgeschrieben haben. So ist es nur logisch, dass sich die Lyrics und Themen allein deswegen im Laufe der fünf Alben verändert haben.

 

Mit Up All Night erschien 2011 ein für die Band bahnbrechendes Album, das den Grundstein setzte, für den unglaublichen Erfolg, der bis zur Trennung folgen sollte. Ganz nach gängiger Boyband-Praxis wurde Louis, Zayn, Liam, Niall und Harry ein maßgeschneidertes Album vorgelegt mit fest definierten Rollen, die jeder von ihnen zu erfüllen hatte. Obwohl einige Lyrics schlecht gealtert sind, ist das Album immer wieder ein Hören wert und garantiert für Feel-Good-Momente. Neben meinen bereits erwähnten Lieblingstracks "Stole My Heart" und "Stand Up", möchte ich zum Schluss noch eine Lanze für "I Want", "Save You Tonight" und "Same Mistakes" brechen.


In einem anderen Universum wird Up All Night als das perfekte Club-Album gefeiert, das es ist. Und in einem anderen Universum verläuft die Geschichte von One Direction vielleicht weniger tragisch.



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