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AutorenbildKaja

ROOKERY - Giant Rooks

Hammer - das sind die Giant Rooks. So schlecht dieser Wortwitz war, so wahr ist dennoch die Tatsache. Den Beweis dafür, haben die fünf Jungs aus Hamm auf ihrem Debütalbum geliefert. Fünf Jahre lang waren sie auf der Reise, haben auf dieser 350 Konzerte gespielt, drei EPs veröffentlicht und sind nun angekommen - mit ROOKERY im Gepäck.


Giant Rooks
Foto: Joseph Kadow

In Sänger Frederik Rabe, Gitarrist Finn Schwieters, Bassist Luca Göttner, Keyboarder Jonathan Wischniowski und Schlagzeuger Finn Thoma wurde früh das Potenzial erkannt. So gewannen sie einen New Music Award, den Preis für Popkultur in der Kategorie Newcomer, letztes Jahr den Förderpreis der 1LIVE-Krone und waren sogar im Tatort zu hören. Trotz dieser Erfolge haben sie sich erst jetzt an die Herausforderung eines Albums gewagt und kreieren ein Kunstwerk der gesamten Klangpalette.


Fred führt uns mit seiner fesselnden Stimme allein in den ersten Song von ROOKERY. Nach und nach steigen immer mehr Instrumente ein, bis er singt „we faint“: Hier kommt „The Birth of Worlds“ zum ersten Ausbruch, es fühlt sich an wie fallen, gleichzeitig hebt man ab und schwebt durch die kristallklare Welt, die Giant Rooks auf ROOKERY erschaffen. In der Strophe fängt Freds Stimme uns auf wie ein Fallschirm, bevor dieser plötzlich die Richtung wechselt, nach oben getrieben wird und sanft wieder landet.

ROOKERY - Giant Rooks
ROOKERY - Giant Rooks

In „Watershed“ setzen sich Giant Rooks mit den Themen auseinander, die die junge Generation beschäftigen. Der Song ist in der präsentesten Zeit der Fridays for Future Proteste entstanden und stellt diese Stimmung der Veränderung perfekt dar. Die Energie von „Watershed“ macht Mut, sich gegen Missstände aufzulehnen und ist deshalb ein sehr wichtiger Song für das Album. Trotz der Tatsache, dass Giant Rooks ihre Hörer:innen nicht dazu drängen, ihre politische Seite wahrzunehmen, findet man immer wieder kleine Botschaften zwischen den Zeilen.

Dieser mysteriöse Typ mit langem, dunklem Mantel, für den es keine Vorschriften gibt, weil er sich selbst seine Freiheit nimmt, ihm alles egal ist: so lässig klingt Fred in „Heat Up“. Die Gitarre, der Bass, die Akzente des Schlagzeugs bei „fireflies“; dieser Song schreit danach auf volle Lautstärke gedreht zu werden und bei Konzerten alle von den Picknickdecken zu reißen. Lässig geht es in „Very Soon You‘ll See“ weiter. Die auffällige Bassline ist der rote Faden des Tracks, der Fragen aufwirft, die die Gedankenkreise vieler Millenials widerspiegeln. Die Zeile „rainfalls, slows down“ begleitet uns direkt in den nächsten Song „Rainfalls“. Man spürt den Nieselregen auf seiner Haut und kann die letze Wärme der Sonnenstrahlen fühlen, als die ersten Klänge ertönen. Doch von Takt zu Takt werden die Tropfen schwerer und die Wolken düsterer. Zum Ende wird der Regen schwächer, die Melodie heller, ein Regenbogen erscheint blass am Himmel.

„Misinterpretations“ beginnt ganz leicht mit Klavierklängen und Freds Kopfstimme. Dieser Fluss aus Leichtigkeit bleibt während des Lieds bestehen. Auch wenn der Strom wie durch Felsbrocken gebremst wird, reicht der Schwung von „Misinterpretations“ aus. Es erzählt davon, seinen Charakter zu verstellen, sich eine Maske aufzusetzen um zu gefallen. Das Musikvideo ist sehr schön gelungen, Szenen am Strand und aus dem Tourbus, gespickt mit Erinnerungen an die Anfänge der Band im Kindesalter. Im Kontrast dazu spielt Finn in „Silence“ aggressiv sein Schlagzeug. Mit dem Titel des Songs assoziiert man einen ruhigen Sound und wird durch die hämmernden Schläge, die klingen wie Schüsse, wachgerüttelt. So wird man auf „What I Know Is All Quicksand“ vorbereitet. Das Intro lässt die Hörer:innen kurz durchatmen, bevor der Song unglaublich wütend anfängt, sodass man synchron mit dem Schlagzeug kickboxen will, dreht sich dann aber in fließende Melodien, um sich kurz darauf wieder zu wenden. Ein Gewitter an einem schönen Sommertag, das zwischen Donner, Blitz und seichtem Wind schwankt. „Wild Stare“ haben die Giant Rooks auf ROOKERY veröffentlicht, obwohl er schon auf der „Wild Stare EP“ erschienen ist. Der Song war für die Band aber der Türöffner, gerade für internationales Publikum, so Fred, und sehr wichtig für die gesamte Bandgeschichte. „Head by Head“ vertont den Anblick eines glitzernden Sees auf dem man an einem Sommertag mit dem Segelboot schippert. Langsam wird der Wind stärker, es nimmt Fahrt auf und das Wasser spritzt ins Gesicht, alle sind glücklich, die Haare wehen im Fahrtwind. „All We Are“ packt mit seiner Zielstrebigkeit. Die apokalyptischen Zeilen „before everything will come to an end“ bereitet auf das Ende von ROOKERY, den letzten Track „Into Your Arms“ vor. Diese besondere Ballade über sieben Minuten ist ein Experiment. Von ganz unten bis ganz oben auf der Grundlage der hallenden Klavierakkorde erklimmt Freds Stimme die Tonleiter. Der Refrain umhüllt uns mit einem wohligen Gefühl einer kuschligen Wolldecke. Autotune ertönt in der zweiten Hälfte. Damit treffen die Giant Rooks die Emotionen, die die anderen Tracks ausgespart haben und runden so ihr Debütalbum schön aber auf unerwartete Weise ab. Fred, Jonathan, Luca und die beiden Finns haben mit diesem Werk eine Welt erschaffen, die bei jedem weiteren Abspielen neue Entdeckungen bereithält. Man erkennt die Arbeit und Zeit, die in den Prozess von ROOKERY investiert wurde. Jede Note wurde an den Ort gesetzt, wo sie hin gehört und in den Klangteppich passt. Endlich hat die vermutlich vielversprechendste Band des deutschen Indie-Kosmos sich an diesen großen Schritt gewagt und kann ihr Nest endgültig verlassen.

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