Lena&Linus machen Musik zum Wohlfühlen. Warme Stimmen, Harmonien und weiche Gitarren schaffen Raum für pure Emotionen zwischen persönlichen Anekdoten. Auf ihrer Debüt-EP Fühlst du dich allein? erzählen sie Geschichten von kaputten Autodächern, grünen Nikes und ersten Zigaretten, die direkt ins Herz treffen. Ich habe mich mit den beiden zu diesem Anlass über Einsamkeit, die Generation Z und ihre Faszination mit Timothée Chalamet unterhalten.
Die Anfänge von Lena&Linus
Wie habt ihr euch denn eigentlich kennengelernt?
Linus: Vorher haben wir beide allein Musik gemacht. Wir kommen aus der gleichen Stadt – namentlich Würzburg - und sind dann ganz unromantisch durch Instagram aufeinander aufmerksam geworden. Wir fanden cool, was der jeweilig andere so macht, haben uns connected und ein bisschen Musik zusammen gemacht.
Welche Rolle hat euer Produzent Tim Tautorat dabei gespielt?
Lena: Ich sollte mich eigentlich allein mit Tim treffen und Linus war aus Zufall mit dabei. Dann haben wir ihm aber auch was zusammen vorgespielt, woraufhin Tim sehr begeistert vorgeschlagen hat, ein Duo aus uns zu machen. Er hatte also eigentlich die Idee. Selbst sind wir nicht auf die Idee gekommen, das wirklich als Duo zu benennen und so durchzuziehen.
In einem Duo muss man bestimmt erstmal viel experimentieren, bis man auf einen Nenner kommt. Wann hat es bei euch Klick gemacht?
Linus: Es war die erste Session mit Tim. Wir haben vorher ein paar Demos gemacht, aber die wollten alle noch zu viel. Die waren mit kompletter Band-Besetzung und wir haben auch vergleichsweise sehr laut gesungen. Als wir Tim dann die Demos gezeigt haben, meinte er: „Ne Leute, das muss erstmal ein bisschen heruntergebrochen präsentiert werden.“
Das haben wir erstmal nicht wirklich verstanden, aber es macht sehr großen Sinn. Wir haben angefangen leiser zu singen, wodurch unsere Stimmen besser harmonieren und mit einer heruntergebrochenen Instrumentierung experimentiert. So haben wir dann unseren Sound gefunden.
Was hat sich denn im Vergleich zu der Arbeit an euren Solo-Projekten am meisten verändert?
Lena: Wir haben davor ganz andere Musik gemacht. Also ich hatte so ein EDM-Elektroprojekt, Linus war ein bisschen mehr im Indie Rock unterwegs.
Linus: Stichwort Arbeit - Ich habe nicht viel Arbeit in mein Solo-Projekt gesteckt (lacht); in dem Sinne, dass ich nicht so viel über den Text nachgedacht und einfach DIY-Mucke aus meinem Kinderzimmer beziehungsweise aus unserem Studio gemacht habe.
Mit Lena&Linus ist es jetzt so, dass wir den großen Luxus haben, alle zusammen jedes Wort anzuschauen. In Lena&Linus steckt ganz viel Herzblut und Schweiß allein schon im Text - das hatte ich vorher nicht. Das war eher so dahingerotzt.
Das Herzblut merkt man auf jeden Fall! Jetzt habt ihr eure erste EP veröffentlicht. Bei zwei der Songs hat Max Richard Lessmann mitgeschrieben, den man von seinen Gedichten auf Instagram kennt. Wie kam da die Zusammenarbeit zustande?
Lena: Ich glaube, unser Management hat uns mit ihm zusammengetan, als wir ausprobiert haben, mit anderen Songwritern zu schreiben. Das war tatsächlich unsere allererste Session mit jemand anderem als Tim.
Linus: In der Session ist "Timothée Chalamet" entstanden.
"Timothée Chalamet"
Über den will ich direkt mit euch sprechen. Linus, du hattest schon in deinem Solo-Projekt einen Song namens "Daniel Radcliffe" und einen über Phillip Lahm, auf der EP gibt es jetzt "Timothée Chalamet". Was reizt euch an Prominenten als Songtitel?
Linus: Erstmal sind es coole Namen. Also ich meine✨Timothée Chalamet✨, ✨Daniel Radcliffe✨ – Philipp Lahm weiß ich jetzt nicht (lacht). Was mich daran fasziniert ist die Unnahbarkeit dieser Personen. Das sind einfach Superstars auf jeder Ebene. Im Songwriting finde ich es dann interessant, die mit etwas ganz Alltäglichem zu verbinden und eine Brücke zwischen dem Hollywood-Megastar und dem allein im Bett liegen zu finden.
Warum habt ihr euch genau für Timothée Chalamet entschieden?
Lena: In dieser ersten Session haben Max oder Joschka, der auch noch mit dabei war, gefragt, was uns zur Zeit beschäftigt. Linus meinte, dass er zurzeit sehr viel über Timothée Chalamet nachdenkt. Wir haben aber gar nicht damit gerechnet, dass daraus dann ein Song wird – aber es wurde dann doch sehr deep.
Linus: Das war quasi genau vor einem Jahr, da waren auch die Oscars irgendwann um die Zeit. Da hatte er nur so ein schwarzes Jackett an, und war ansonsten oberkörperfrei. Da musste ich sehr viel an Timothée denken (lacht).
In einem TikTok habt ihr mit Tim Tautorat die verschiedenen Timothées bewertet, der wichtigste fehlt aber meiner Meinung nach: Wie bewertet ihr den Timothée in Little Women?
Linus: Das ist natürlich mein persönlicher Lieblings-Timothée, allein schon von den Outfits, und er ist in dem Film einfach kein Arschloch. Von mir gibt’s eine 9 von 10.
Lena: Ich würde auch eine 9 von 10 geben! Wir hatten für das Rating so 15 Bilder auf dem Handy und dann haben wir nur ein paar davon bewertet. Also vielleicht kommt noch Part 2 (lacht) …
Gen Z und Einsamkeit
Dann sprechen wir mal über den nächsten Song. "Hamburg" erinnert mich von der Geschichte ein bisschen an "drivers license". Olivia Rodrigo hat den Song auf dem Beifahrersitz ihrer Mutter begonnen. Wo habt ihr die ersten Zeilen von "Hamburg" geschrieben?
Linus: Ich weiß es gar nicht mehr, die Idee war einfach da. Ich habe irgendwann gedacht, ich müsste mal wieder einen Song schreiben und habe die Notizen, die ich über vier Wochen gesammelt habe, in den Song gepackt. Ich weiß also gar nicht mehr, in welcher Situation ich die Ursprungsidee aufgeschrieben habe, aber wahrscheinlich on the run, nach der Dusche oder was auch immer (lacht).
Ich habe das Gefühl, ihr sprecht mit euren Songs sehr die Gen Z an. Stimmt ihr da zu?
Lena: Wir kriegen auf jeden Fall am meisten Rückmeldung aus der Gen Z, also wahrscheinlich schon. Kann aber auch sein, dass das einfach die lauteste Generation ist, die Feedback gibt.
Linus: Timothée ist natürlich auch ein Gen Z-Schauspieler, also sein Fandom besteht aus der Generation. Also ich glaube, es sind einfach Themen, die junge Menschen heutzutage beschäftigen. Natürlich ist es aber eine zeitlose Platte (lacht).
Das große Thema der EP Fühlst du dich allein? ist das Alleinsein und Einsamkeit, würde ich mal behaupten. Warum ist das so zentral?
Lena: Es war nicht so, dass wir das vorher schon gewusst haben. Aber als wir uns im Nachhinein sechs Songs ausgesucht haben, ist uns aufgefallen, dass das der rote Faden ist, der sich durchzieht. Da haben wir uns auch selbst gedacht, oh, anscheinend haben wir uns viel allein gefühlt. Das war dann ganz schön, dass die Songs doch alle gut zusammenpassen. Aber warum, kann ich gar nicht beantworten.
Linus: Anscheinend schwierige Phase (lacht).
Wann geht denn für euch Alleinsein in Einsamkeit über?
Lena: Vielleicht ab dem Zeitpunkt, wo man allein nichts mehr mit sich anfangen kann. Es ist auch schön allein zu sein. Einsamkeit beginnt dann, wenn man sich allein fühlt, obwohl Menschen um dich herum sind.
Linus: Ja! Also wenn man nach einer Party heimkommt und allein ist, ist das erstmal ein Zustand, den ich sehr genieße. Aber wenn ich dann zu lange rumliege und lange allein bin, einfach nicht mehr aus dem Bett komme und gar keinen Bock habe, was mit anderen Menschen zu machen, dann geht das für mich über in Einsamkeit. Aber das ist vielleicht auch eine kleine depressive Phase (lacht)…
Welches Gefühl überwiegt für euch auf Fühlst du dich allein? Positives Alleinsein oder negative Einsamkeit?
Linus: Es ist schon eher die Einsamkeit, glaube ich. Durch Tracks wie "Autodach" oder "Timothée Chalamet" überwiegt das jetzt auf der ersten Platte.
Oft schreibt man ja Songs nur um irgendetwas zu verarbeiten und wird erst im Nachhinein aus der Situation schlau. Was habt ihr durch die EP über euch selbst gelernt?
Linus: Gutes Songwriting (lacht)! Für die EP haben wir einfach viel ausgesprochen, was sich irgendwo emotional aufgestaut hat, oder Situationen, die wir nicht cool fanden, nochmal reflektiert. Ich hab zum Beispiel durch diesen kollaborativen Prozess gelernt, das was ich fühle, konkret auszudrücken.
Lena: Wir haben auch gemerkt, dass man mit den Gefühlen nicht allein ist. Die andere Person konnte das immer nachvollziehen und ihre eigenen Gedanken reinbringen. Wenn es dann schon zwei Leute verstehen, fühlt man sich schon weniger einsam. Wir wollten mit der EP auch einen Raum schaffen, wo Leute merken, dass viele Menschen diese Gefühle kennen.
Das habt ihr auf jeden Fall geschafft.
Fühlst du dich allein? wurde am 10. März via Tautorat Tonträger veröffentlicht.
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