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AutorenbildLuisa

Interview: Dominik Hartz über "Dominik Hartz"

Dominik Hartz hasst es, seinen eigenen Namen zu sagen. Jetzt hat er sein Debüt-Album veröffentlicht und es nach sich selbst benannt. Eine Ironie, die auch in seiner Musik immer wieder durchdringt und spürbar den Ton angibt. Um mehr darüber zu erfahren, habe ich Dominik auf seiner Tour für ein Interview besucht: Entstanden ist ein Gespräch über Schubladen-Denken in der Musikbranche, Elefantenmärsche und personalisierte KI-Songs.


Dominik Hartz
Foto: Lucas Christiansen

Dein erstes Album ist selbstbetitelt. Das heißt, darin lernen wir dich bestenfalls wirklich kennen. Wie viel vom wahren Dominik Hartz steckt in Dominik Hartz?


Dominik: Schon relativ viel. Ich denke, man bekommt einen guten Eindruck, wie ich Songs schreibe, wie ich texte und was ich erzählen will - und wie ernst ich mich nehme.


Das Album als Gesamtes hat eigentlich die übergeordnete Aussage "Bei mir läuft's grade karrieremäßig richtig gut!", oder?


Dominik: Es gibt viele Hinweise darauf, ja voll. Mir fällt es privat manchmal schwer, zufrieden und stolz auf mich zu sein. Das ist jetzt auf Tour total schön, weil ich merke, dass die Leute feiern, was ich mache. Dann fällt es mir leichter, nicht nur darüber nachzudenken, was in einer Show nicht so gut lief und was ich verkackt habe. Es hilft auf jeden Fall, dass es im Album auch hier und da mal gesagt wird.


Und langsam hört das ganze Land meine Lieder / Meine Songs auf Dauerschleife wie das Brot da bei KiKA

- Dominik Hartz in "goofy"


Hat dir das also geholfen, deine Selbstkritik ein bisschen runterzuschrauben?


Dominik: Nicht wirklich (lacht). Die ist immer noch da, die ist aber auch gut. Ich empfinde das als positiv, wenn man Sachen hat, die man noch verbessern will und merkt, da kann ich noch was lernen.


Das Album kam bereits am 18. Oktober raus. Was war denn das wertvollste Feedback, das du bisher bekommen hast und von wem kam das?


Dominik: Letztens habe ich einen Story-Post gemacht und gefragt, was die Leute von dem Album halten. Da haben viele geantwortet. Die meisten meinten, dass es sehr abwechslungsreich ist und man es deswegen sehr oft hören kann, ohne dass einem langweilig wird. Das hat mich total gefreut.


Auf dem Album findet man einen guten Mix aus melodischen und rhythmischen, Rap-lastigen Songs. War es für dich schwer, die richtige Balance zu finden?


Dominik: Rap ist eine Disziplin, der ich mich auf dem Album ein bisschen mehr gestellt habe. Mich damit erst mal wohlzufühlen, war ein großes Learning. Wenn ich rappe, hab ich immer das Gefühl, da fehlt noch irgendwas. In "bene" ist zum Beispiel kein einziges Wort gesungen. Da dachte ich im Schaffensprozess schon, vielleicht muss da noch was rein. Am Ende ist der Song genau so geworden, wie er sein sollte und da braucht's dann auch keine Hook. Aber das ist ein Song, bei dem ich eben lange dachte, dass ich eigentlich noch ein bisschen mehr Balance reinbringen müsste.


In "leute wollen mich kennen" sagst du sogar "Wir brauchen noch was Melodisches, das passt sonst nicht in mein Künstlerprofil". Hast du das Gefühl, dich zwischen Rap und Gesang entscheiden zu müssen, damit es in eine Schublade passt?


Dominik: Ich mach mich auf dem Album auch sehr häufig lustig, über Sachen, die mir im Musikbusiness gesagt worden sind. Das ist bei "das produkt" oder "rohbeton" ähnlich. Mir wurde auf jeden Fall schon häufiger gesagt, dass das meinem Projekt guttun würde. Das Witzige ist, dass mir jeder was anderes gesagt hat. Und grade bei dem Song "leute wollen mich kennen" gehts viel um die Kommunikation, die man um die Bühne hat oder um das, was man macht. Ich versuch da bisschen Ironie mit reinzubringen.



Die ersten Songs auf dem Album versprühen die Feel-Good-Vibes und dann wird es ein bisschen ernster und kritischer. Ich habe das Gefühl, dass du gerade diese kritischeren Themen oft eher in Sprech-Gesang verpackst. Ist das Absicht?


Dominik: Das passiert vor allem, weil ich meistens mehr zu sagen habe, wenn ein Thema ein bisschen ernster ist. Und dann bietet sich Rap an. In "good life" und "rohbeton" bin ich in der Strophe textlich die ganze Zeit am Durchmarschieren. Wenn man sich den Text in Relation anguckt, ist die erste Strophe in "good life" genauso lang, wie der ganze Song "3 Buchstaben". Das hängt schon zusammen – wenn es ein Thema ist, wo ich viel zu sagen habe, dann ist das meistens Rap.


Vielleicht fühlt es sich auch irgendwie richtiger an, die Dinge auszusprechen, als sie auszusingen?


Dominik: Gute Frage, das kommt immer auf die Attitude an, von der ich glaube, dass die Aussage des Songs sie braucht. Bei "leute wollen mich kennen" ist das zum Beispiel so eine latente Arroganz und Verschlafenheit. Bei dem Riff hatte ich diesen Mogli-Elefantenmarsch im Sinn. Deswegen, hab ich dann auch zum Produzenten gesagt, soll der ganze Song wie ein Elefantenmarsch sein. Immer ein bisschen zu spät, ein bisschen dümpelig. Da dachte ich mir, muss eine hauchige, latent-arrogante Stimme mit richtig dummen Witzen und Ironie drüber, und dann passt das. Hätte ich das jetzt so richtig schön gesungen, hätte es nicht die gleiche Attitüde gehabt, die der Text benötigt. Bei "3 Buchstaben" musste das schön sein, da hätte ich gesprochenes Wort zum Beispiel nicht gefühlt, weil der Song schon eher eine Ballade ist.


Das Bild vom Elefanten ist interessant. Woher kommt so ein Bild im Kopf, wenn man an einem Song arbeitet?


Dominik: Ich weiß es nicht genau. Als wir den Song gemacht haben, lagen schon so drei, vier Ideen parat und eine davon war dieses Gitarren-Sample. Das Sample an sich hat schon so eine Dynamik und die Drums klingen, als ob sie von einem Kind gespielt werden. Der Groove hat mich total an einen Elefantenmarsch erinnert, dann hab ich das gegoogelt und gesagt: "Genau so muss das sein". Aber ich habe nicht zu jedem Song immer gleich eine genaue Idee.


Du thematisierst auf dem Album auch die Schattenseiten der Musikbranche. Einmal singst du: "Meine Glückshormone kommen nur noch bei einem Hype". Inwieweit werden das Auftreten und das Künstler-Dasein zu einer Sucht?


Dominik: Instantly. Auf Tour kriegst du jeden Abend diese Dosis Adrenalin ab, ganz viel Applaus und es ist ganz wild. Du gewöhnst dich super schnell daran, dass du das jeden Abend hast und dein Gehirn versucht das nach dem Gig aufrechtzuerhalten – mit Social Media oder Videos, Fotos, irgendwas. Auftreten an sich ist schon in einer Art und Weise eine Droge und muss glaube ich auch so behandelt werden. Wir haben deswegen jetzt auch eine No-Phone-Zone.


Was heißt das konkret?


Dominik: Wenn wir nachts in den Tourbus kommen, gehen wir alle freiwillig für zwei Stunden nicht ans Handy. Dann reden wir lieber. Weil du merkst, wenn du die ganze Zeit scrollst, hast du einen schlechteren Abend, als wenn du in der Gruppe einfach über die Show quatscht.


Apropos. Auf deinen Shows bist du seit gar nicht allzu langer Zeit mit Band unterwegs! Warum eigentlich? Was geben dir deine Bandmitglieder?


Dominik: Ach, die geben mir so viel. Am Anfang des Jahres hat sich die Frage gestellt, wie das Live-Programm jetzt weitergehen soll. Wir hätten auch einfach weiterhin DJ-Shows spielen können, bei den Songs bietet sich aber eine Band einfach super an.


Und die Jungs geben mir super viel. Alle sind ultra gut an ihrem Instrument und ich finde, die Songs bekommen dadurch nochmal einen viel krasseren Live-Charakter. Viele Songs sind dadurch auch rockig geworden, was sie vorher eigentlich nicht waren, aber das gibt ganz viel Energie.


In einem Wort zusammengefasst, geben mir die Jungs einfach Rückenwind. Das ist ein ganz anderes Gefühl, auf der Bühne zu stehen. Man hat Leute dabei, die das Gleiche erleben und wenn man seine Erfahrungen teilt, kann man das auch besser verarbeiten.


Dein Main-Producer ist Lukas aka Wolfskind, mit dem auch das legendäre Peter Fox Cover entstanden ist. Was macht eure Zusammenarbeit aus? Warum funktioniert ihr gut zusammen?


Dominik: Wir sind zwei Trottel, deswegen funktionieren wir so gut zusammen (lacht). Luki und ich verstehen uns einfach sehr gut. Wir sind beide gut im Zuhören, das ist die wichtigste Eigenschaft, die noch über dem Musik-Machen steht. Und wir sind immer darauf bedacht, dass es dem anderen gut geht. Ich habe dieses Jahr mehr Zeit mit Lukas verbracht als mit irgendjemand anderen, wie so ein married couple. Er hat einfach ein unglaublich gutes Gefühl für Soundästhetik. Und die hat mir in vielen Bereichen auch den Sound gegeben, den ich jetzt habe.


Was deine Songs auch ausmacht, sind die cleveren Lyrics wie: "Es gefällt euch, gefällt so wie Bäume für‘n Winter" oder der Blick, der sich im Fishnet-Top verfängt wie Beifang. Hand aufs Herz: Schreibst du deine Wortspiele mit ChatGPT?


Dominik: Nein, ich schreib sie alle selbst. I swear to god. Ich hab gar kein ChatGPT. Ich überleg, ob ich es mir jetzt hole, für E-Mails, aber meine Texte schreib ich alle selber.


Ich wäre jetzt aber auch nicht komplett dagegen ­– okay, wenn ich’s grade ausspreche, merke ich, ein bisschen schon. Wenn jetzt jemand sagt, der Song ist mit ChatGPT geschrieben, dann wäre mein Respekt nicht so groß, wie wenn er komplett selbst gemacht ist. Aber ich find’s nicht schlimm, Hilfsmittel zu verwenden. Man kann mittlerweile mit AI auch schon Samples erstellen. Das find ich ehrlich gesagt sogar cool, weil es einem so viel mehr Möglichkeiten gibt.


Also wirst du es in Zukunft vielleicht mal ausprobieren?


Dominik: Sicherlich. Oh, ich will unbedingt, dass irgendeine KI mal Dominik Hartz Songs machen kann, das wäre so lustig. Also, dass du bei Spotify einfach einen kurzen Text eingeben kannst, wie dein Tag heute war und dein Spotify generiert dir dann einen Song, der ist nur für dich. Ich glaub, da geht die Zukunft hin.


Dann kommen wir von Gedanken über die Zukunft wieder zur Gegenwart.

In "dede don don dede don dede don" verrätst du uns, dass deine Mama dir geraten hat, "zweigleisig zu fahren". Und Mamas geben bekanntlich immer ganz gute Ratschläge. Welchen Ratschlag würdest du dir - zum aktuellen Zeitpunkt - gerne selbst geben?


Dominik: Ich würde mir den gleichen Rat geben, den ich mal von Charly Hübner bekommen habe. Der hat gesagt: "Du wirst die nächsten Jahre sehr sehr viel machen. Sehr viel Gutes und auch sehr viel Beschissenes. Vielleicht versemmelst du mal was so richtig, aber trotzdem wirst du auch mal richtig gut sein." Er meinte zu mir – just take your time, das gehört alles dazu.


 

Dominik Hartz ist am 18. Oktober via Jive erschienen.

 


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