top of page
AutorenbildCarlotta

Achtung, Mausweiskontrolle: Die Mausis sind wieder da

Gut sieben Jahre ist es her, dass Stella Sommer und Max Gruber alias Drangsal ihre erste EP als Die Mausis veröffentlichten. Die beiden waren schon damals Vorreiter*innen der aktuellen Mausifizierung durch die Gen Z und entführten uns in die Welt von grauem Fell, Käseliebe und Mausigkeit. Bereits vor über einem Jahr ließen Sommer und Gruber mit einem neuen Mausbild via Social Media vermuten, dass sich dort vielleicht ein Revival anbahnen könnte. Dieses Jahr wurde es schließlich gewiss: Es handelt sich um ein vollständiges Album, das heute unter dem Titel In einem blauen Mond erschienen ist. Ganz mausig!

Die Mausis aka Stella Sommer und Max Gruber (Drangsal)
Foto: Miguel Martin Betancor

Für einen Drangsal-Fan wie mich, die zudem alles und jede*n "Maus" nennt, standen die Sterne somit in der perfekten Konstellation, machen mich aber gleichzeitig etwas voreingenommen. Bereits beim Intro von In einem blauen Mond bin ich verdammt froh, dass Die Mausis wieder da sind. Gerade jetzt braucht es eine so wahrhaft leichtfüßige und dennoch gut durchdachte Musik wie diese. Durch die insgesamt zwölf Tracks ziehen sich eine Menge Maus-Metaphern und -Wortwitze, denen ich keine Sekunde lang überdrüssig werde.


Eins ist direkt klar: Hierbei handelt es sich nicht um ein "Ulk-Album". Sommer und Gruber zeigen mit ihrer unfassbaren musikalischen Qualität, dass sie es ernst meinen - mit Recht. Den Anfang der LP macht der bereits als Single veröffentlichte Titeltrack "In einem blauen Mond" nach einem Intro, in dem Die Mausis ihre Rückkehr verkünden. Sanfte Percussion, Klaviermelodien und Duette: So präsentieren sich Stella Sommer und Max Gruber auf diesem ersten Longplayer. Die Klanggerüste klingen dabei deutlich voller und ausgereifter als noch auf der EP vor sieben Jahren, obwohl der ein oder andere Song bereits damals existierte. Sofort ist spürbar, dass Sommer und Gruber das reine Spaßprojekt hinter sich gelassen haben und mit dem Album ein Zeichen setzen wollen. Vielmehr noch würde ich behaupten, dass In einem blauen Mond Zeugnis des musikalischen Wachstums dieser beiden Künstler*innen ist. Dies bestätigt auch der vorab ausgekoppelte Album-Closer "Ufer der Zeit", der vor allem eines ist: mächtig. Wie eine Welle bricht der Song herab: Die volle Instrumentierung strotzt vor Epik und die Stimmen der Mausis erschüttern Mark und Bein.


Okay. Nun haben die beiden gezeigt, dass sie Instrumente spielen und wahnsinnig gut singen können. Aber das können andere Musiker*innen auch. Die Essenz des Albums steckt für mich, neben dem offensichtlichen musikalischen Talent des Duos, in der gesamtheitlichen Welt, die mit dem Maus-Konzept auf In einem blauen Mond erschaffen wird. Pointierte Texte, die zwischen Binnenreimen und lyrischer Eleganz erwachsen, hinterfragen mal eben so die Gegenwart und liefern als Spiegel des Jetzt einen Blick auf die Zukunft. So lassen Songs wie "Wahr oder erfunden", "Ausgerechnet ich", "Jedes Jahr ist gleich schlimm" oder "Meine Träume" deutlich mehr hinter die grau-pelzige Fassade der Muridae-Familie blicken.


Dennoch fehlt es diesem liedermacheresken Longplayer nicht an angemessenem Nagetier-Witz, wie in "Der Supergouda" oder "Ich leg mein Geld in Käse an". Während der zuletzt genannte Song mit der eindringlichen Stimme des Tocotronic-Sängers Dirk von Lowtzow ein erstklassiges und außerordentlich Sinn ergebendes Feature liefert, verbirgt sich hinter "Der Supergouda" mein persönlicher Favorit des Albums. Dabei bedienen sich Die Mausis einer Art von Wortspielerei, die so zwanglos wirkt, dass man ihnen keinen Cringe sondern Genialität attestieren muss. Zeilen wie "Achtung, Mausweiskontrolle" laden doch förmlich zum Abkulten ein. Zumindest ein Schmunzeln sollte dies jede*m entlocken. Wahrscheinlich erinnert mich der Song aber auch ein wenig an das ebenfalls doppelschneidige "Schnuckel" von Drangsals letztem Album Exit Strategy. Vor meinem inneren Auge sehe ich bereits jetzt, wie fantastisch "Der Supergouda" bei der Mausis-Fanbase funktionieren kann.


Mit In einem blauen Mond zeigt das Duo welch interessanten Werke aus langjährigen Kollaborationen entstehen können. Die Mausis liefern einen Volltreffer aus cleveren Textzeilen, lockeren Wortwitzen und einer reichhaltigen Klangbreite, die irgendwo zwischen Folk-Balladen und Country-Momenten schwebt. Dabei zeigt das Album Seiten von Gruber und Sommer, die wir noch nicht gesehen haben. Es fängt auf eine besondere Art den Kern ihres jeweiligen Schaffens und betont zugleich das Beste der beiden Musiker*innen – und lässt mich mit dem starken Bedürfnis nach einem Käseblock zurück.


 

In einem blauen Mond wurde am 16. August 2024 via Käsescheiben veröffentlicht.

 

Comments


bottom of page