"Oh I love it and I hate it at the same time". Mit dieser Zeile aus der neuen Single "Daylight" spricht David Kushner seinen Fans aus der Seele. Wir lieben die Vorfreude, aber hassen langes Warten. Ob er beim Schreiben schon geplant hat, mit dem Release alle auf die Folter zu spannen? "Daylight" hat nun endlich das Tageslicht erblickt und feiert einen Erfolg, wie wir ihn anders nicht erwartet hätten.
Im TikTok-Wartezimmer
TikTok Sounds. Sie sind repräsentativ für die Aufmerksamkeitsspanne unserer Generation. Hier zählt der erste Eindruck. Neue Künstler bekommen meist nur ein paar Sekunden, um zu überzeugen. Den Daumen nach stundenlangem Swipen zum Halten zu bringen ist keine leichte Aufgabe. Wenn einem Song allerdings diese paar Sekunden reichen, um fast ganz TikTok abholen, ist das schon sehr vielversprechend.
Auf TikTok sind schon vor dem Release hunderte Videos zu finden, wie Menschen ihre ganz persönlichen Momente zu "Daylight" teilen. Mit ein paar einsamen Zeilen verbindet man auf einmal einen Sonnenaufgang, eine schmerzliche Erinnerung oder einen besonderen Menschen. Und immer singt im Hintergrund David Kushner davon, wie er etwas liebt und hasst zugleich. Wie wir - er und ich - Gift aus derselben Rebe trinken.
There's darkness in the distance/ From the way that I've been livin’ / But I know I can't resist it
Dem Schatten widerstehen
In seinem Track traut sich Kushner an die ganz großen Fragen heran. Seine Stimme tief wie die Bedeutung der Worte, die durch sie Ton annehmen. Inspiriert von seinem Glauben schreibt er darüber, sich ständig auf dem schmalen Grat zwischen Licht und Dunkelheit zu bewegen. Mit seinen Zeilen malt Kushner ein Bild: Ein Porträt unserer eigenen Seele. In einem Interview erklärt er: "To me, it’s a realization of my own desires and the complexity of those desires."
Interpretieren kann man den Song wie ein Gebet - ein hallender Refrain wie der Hall in einer Kirche. Oder das Echo, das zurückkommt, wenn man der Welt sein Herz ausschüttet.
Deep down, way down, Lord, I try / Try to follow your light, but it's nighttime / Please don't leave me in the end
Zwischen Erfolg und Steinigung
Schon mit "Miserable Man" und "Mr. Forgettable" traf der 22-jährige Musiker aus Chicago auf viel positive Resonanz. Die Songs veröffentlichte er vor einem Jahr, ohne den Plan, Musik zu seiner Karriere zu machen. Damals noch von anderen als One-Hit-Wonder abgestempelt, feiert er heute mit "Daylight" einen noch größeren Erfolg: Platz 6 in den Spotify Top 50 Global Charts. Als Kontrast dazu sehen wir ihn im Musikvideo etwas weniger glamourös: regenüberströmt, in Flammen stehend, mit Steinen beworfen. Das Video liefert kraftvolle Bilder zur starken Message des Songs. Es konfrontiert uns mit unserem eigenen Licht - und unserer eigenen Dunkelheit.
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