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AutorenbildLuisa

Das, was dich kaputt macht: Tigermilch im Interview

Mit Tigermilch ist kein peruanisches Gericht gemeint, sondern vier Jungs aus Köln, die seit 2020 zusammen Musik machen. Im März ist ihre EP Gib her was dich kaputt macht erschienen, mit der die Band im Mai auf Tour war. Bei ihrem Zwischenstopp in Stuttgart treffe ich Phil, Tamim, Ben und  Eric zum Interview – im Backstage, zwischen leeren Kaffetassen und einem Pappaufsteller von Queen Elisabeth der Zweiten.


Tigermilch
Foto: Frederic Frisch

Zu Besuch in Stuttgart


Erzählt mal - wie läuft denn eure Tour?


Tamim: Die Tour läuft gut. Ich hatte am Anfang Angst, dass nicht so viele Leute kommen. Das hab ich jedes Mal, vor jeder Tour und vor jedem Konzert. Aber immer bestätigt sich, dass ich nicht richtig liege. Wir haben bisher nicht viel Party gemacht und eigentlich immer genug Schlaf bekommen. Im Großen und Ganzen bin ich sehr zufrieden und es hat bisher echt viel Spaß gemacht – ich hoffe, ich kann für alle sprechen. (Kollektives Nicken in der Band)


Was ist das Besondere daran, mit eurer EP Gib her was dich kaputt macht auf Tour zu sein. Gibt es Unterschiede zu eurer letzten Tour mit dem Album?


Tamim: Die EP ist halt ein bisschen kleiner als das Album, deswegen gehen wir quasi immer noch mit dem Album auf Tour, nur mit ein paar extra Songs. Das fühlt sich für mich relativ ähnlich an.


Phil: Wir haben eine bessere Song-Auswahl.


Tamim: Und wir haben viel mehr geübt.



Welche Songs spielt ihr denn am liebsten?


Eric: Ich spiel gern "7 Tage", der macht Spaß.


Tamim: Mir macht "Rolle des Zuhörenden" am meisten Spaß. Der hat so nen Groove und bringt mich immer ziemlich geil ins Set rein.


Phil: Die Übergänge machen super viel Bock, weil man dann so vom einen in den nächsten Track reingeht. Zu merken, wie alle überrascht sind und das Feedback zu sehen, das ist cool.


Ben: Ich spiele aktuell am liebsten einen noch unveröffentlichten Song, den wir gerade mit auf Tour haben.


Hat der einen Namen?


Ben: Noch nicht offiziell.


Songs mit Ambition, Ambivalenz und Amphibien


Gibt es auf der EP einen Song, für den ihr lange gebraucht habt oder bei dem ihr Schwierigkeiten hattet?


Tamim: Schwierigkeiten nicht unbedingt. Lange gedauert … "Nur nicht heute" vielleicht, oder?


Ben: Ja, auf jeden Fall.


Tamim: Es hat angefangen mit einer Akustikgitarre, da hat Phil irgendwann einen Trap-Beat draufgelegt. Dann ist der richtig lange in irgendwelchen Ordnern rumgeflogen, bis Ben sich zusammengerafft und Lyrics darauf geschrieben hat. Irgendwann kam es ins Laufen und wir dachten uns, dass das eigentlich ganz geil klingt. Wir haben viel daran herum geschraubt, das war schon einer der schwierigeren Songs.


Ich leb so oft von Tag zu Tag / Träume fallen wie Herbstlaub von mir ab

 -Tigermilch in "Nur nicht heute"


Ich finde, ihr habt einen ganz eigenen Stil. Ein bisschen funky vielleicht? Mit welchen drei Wörtern würdet ihr euren Stil beschreiben?


Ben: Ambitioniert würd ich mal in den Raum schmeißen.


Tamim: Ambivalent würde ich mal ich in den Raum schmeißen.


… und jetzt nochmal ein Wort mit "A".


Tamim: … Amphibien (lacht).



Ihr habt auch eine eigene Playlist "Tigerbalm" auf Spotify.


Ben: Oh Jesus, die muss ich mal wieder aktualisieren.


Sind da Lieder drin, die euch musikalisch beeinflussen und womit ihr euren Stil identifiziert? Oder einfach das, was ihr gerade cool findet?


Ben: Die Playlist haben Phil und ich irgendwann zusammen bestückt. Das letzte Mal, dass ich die aktualisiert habe ist jetzt ein, zwei Jahre her. Ich hab versucht nur Tracks zu nehmen, von denen ich dachte, die würden jedem von uns gefallen.


Und ich glaube, wenn man viel Musik hört, inspiriert die einen unweigerlich.


Der Name eurer EP ist Gib her was dich kaputt macht. Ist der Titel als eine Aufforderung zu verstehen? Dass die Person, zu der man in einer Beziehung steht, alles mit einem teilen soll, was sie kaputt macht?


Tamim: Ich habe das immer so interpretiert: Man teilt sich die Last. Das was dich belastet, gib es her, damit wir uns das teilen.

Cover der Tigermilch EP Gib her was dich kaputt macht

Phil: Ach krass, ich hab das sehr flach gesehen bisher. Einfach so "Weg damit! Weg mit dem, was dich kaputt macht."


Ben: Wenn man die Sachen teilt, die einen kaputt machen, verarbeitet man das im besten Fall – das war meine Intention dahinter. Man muss die Last dann nicht mal zusammen tragen, sondern bestenfalls wird die durch's Teilen weniger. Geteiltes Leid wäre sozusagen noch weniger als halbes Leid.

Die Last, die man mit sich trägt, wird im besten Fall durch's Teilen weniger.

-Ben im Interview


Könnt ihr ein bisschen davon erzählen, woher ihr Inspiration nehmt für die Themen eurer Songs?


Ben: Schon der übliche Kram. Neunzig Prozent ist inspiriert von Beziehungen. Und das, was einem nahe geht, streift auch häufig diese Thematik. Deswegen landet man dann doch oft dabei.


Auf eurer EP ist der Gesang stärker vertreten als beim Album. Oder zumindest sind die instrumentellen Passagen nicht ganz so ausgedehnt. War das eine bewusste Entscheidung oder ist das einfach so passiert?


Phil: Es war gewollt, dass eher die Vocals das Storytelling angeben. Das war schon eine Intention. Wir haben jetzt nicht gesagt, dass wir das überall so machen müssen, aber am Ende hat’s geklappt.


Mit Tigermilch auf Tour


Ben, in eurem Song "Es bleibt spannend" singst du einmal "Keinen Bock zurückzuschreiben, aber ich mach’s". Gibt’s denn in eurem WhatsApp Group-Chat Nachrichten, bei denen ihr euch denkt - boah ne, gar keinen Bock darauf zu antworten, aber ich muss halt.


Ben: Auf jeden. (Die Band lacht)


Phil: Klar.


Was wären das für Nachrichten?


Phil: Das wird für immer unter Verschluss bleiben.


Zu eurer Single "Halbtrocken" habt ihr ein Best-of Tigermilch Video gedreht. Habt ihr denn ein persönliches Best-of-Best-of? Also einen Moment in eurer Karriere, der ein großes Highlight war.


Eric: Da sind auch ein paar Szenen aus Frankreich drin. In Frankreich haben wir "Liane W.", "Berge" und "Hohe Erwartungen" aufgenommen und da waren wir auf so einem alten Weingut. Das war schon ein Luxus den wir echt nicht gewohnt sind.


Ben: Mit Sternekoch.


Tamim: Ja! Der hatte unter Gordon Ramsey gelernt. Das war so lecker. Das ist eine sehr gute Erinnerung, stimmt.


Ben: Was auch richtig geil war: Wir haben mal in Heidelberg gespielt und da war die größte Street Art Ausstellung Europas. Das war in einer riesigen Halle, so ein alter Supermarkt. Diese Halle hatte so 20 Meter hohe Decken, wo die Kunst reingeklatscht haben. Um 4 Uhr morgens , meinte irgendjemand "Ey Leute, wir wollen hier noch ne Jam Session machen, wir brauchen nur noch ein Drumset". Dann waren alle voll gespannt.


Auch wenn ich nichts mehr von der Musik weiß, war das geil, dass nachts noch jemand angefangen hat Musik zu machen, an dieser krassen Location. Das war sehr schön.



Kommen wir nochmal kurz zurück zu eurer Tour: Was ist euer Tour-Life-Saver? Was muss immer dabei sein, was braucht ihr jeden Tag?


Tamim: Schlaf. Und WWS (Weißwein-Schorle).


Eric: Bei mir Vitamin C und Zink. Ich glaube, das hat mir geholfen, dass ich nicht krank geworden bin.


Ben: Kommt auch ein bisschen auf die Jahreszeit an. Im Winter auf jeden Fall eine Wärmflasche und im Sommer Sandalen und kurze Hosen. Unterwäsche ist nicht so wichtig.


Gibt es bei euch ein Pre-Stage Ritual? Was macht ihr gleich, bevor ihr auf die Bühne geht?


Tamim: Wir haben keins, aber wir wollen uns immer eins überlegen.


Phil: Das sind eher persönliche. Für mich ist immer gut, mich ein bisschen zu dehnen und warm zu spielen.


Eric: Wir stellen uns aber schon immer vorher im Kreis auf, umarmen uns alle und dann atmen wir einmal gemeinsam. Und dann gehen wir raus.


Bevor es auf die Bühne geht, gibt es zuerst noch das asiatische Essen, das während des Interviews geduldig unter dem Tisch warten musste. Für einen Auftritt muss man schließlich gestärkt sein. Von Aufregung ist übrigens nichts zu spüren, die Stimmung ist ausgelassen. Genauso ausgelassen, wie kurze Zeit später auf der Bühne im gemütlichen Wizemann Studio.


 

Gib her was dich kaputt macht wurde am 22. März via Tigermilch

veröffentlicht.

 


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