Birte und Kaja waren letzte Woche auf dem c/o pop Festival in Köln unterwegs. Das eröffnet wie jedes Jahr den Festivalsommer - mit vielen aufstrebenden Neuentdeckungen und auch ein paar bekannten Gesichtern. Die perfekte Gelegenheit, um euch ein paar Tipps mitzugeben, welche Acts ihr auf allen kommenden Festivals nicht verpassen solltet.
Den Kopf wippen
Zwar hatte Majan am Mittwochabend das Festival mit einem Akkustikset eröffnet, wir starteten allerdings erst am Donnerstag im Helios37 in unser Festivalwochenende. Soft Loft eröffnete unseren Abend mit verträumtem Indiepop und Gänsehaut-Songs. Die Schweizer Band rund um Frontsängerin Jorina Stamm schafft es, den schwebenden Sound des Debütalbums fesselnd auf die Bühne zu bringen. The Party And The Mess begleitet Birte schon seit Release auf ihren Zugfahrten, ihr Fazit zur Show lautet: "Live noch fantastischer".
Zum Abschluss unseres Freitags huschten wir noch kurz zu Art School Girlfriend. Die kannten wir bisher nicht, fanden den Namen aber sehr vielversprechend, sodass es uns schließlich dorthin verschlagen hat. Und tatsächlich wurden wir nicht enttäuscht: Die Londoner Musikerin und Sounddesignerin plus Band brachten melancholischen Elektro-Pop auf die Bühne, der nicht nur uns, sondern auch den gut gefüllten Club Bahnhof Ehrenfeld zum Kopfwippen gezwungen hat.
Festivaleinstieg, -ausklang oder einfach mal eine Pause für die Stimme. Soft Loft und Art School Girlfriend sind perfekte Acts für melodiöse Musik mit leichter Bewegungsgarantie. Auf dem Melt Festival habt ihr die Chance Art School Girlfriend zu sehen, Soft Loft spielen unter anderem beim Maifeld Derby, Immergut Festival oder MS Dockville.
Mitsingen
Im Pop-Up Store von DIFFUS konnte man zwei kleinen Akustik-Sets lauschen. Am Donnerstag hat JAS dort seinen Deutsch-Pop im Quartett mit Gitarre, Keys und Kontrabass in eine reduzierte Version verwandelt. Seine klagende Stimme hat ihm zwar auf "Winterherz" schon Millionen Streams eingebracht, eigentlich steht er aber, mit gerade einmal drei veröffentlichten Songs, noch ganz am Anfang. Die kleinen Rhythmus-Schwierigkeiten hier und da, kann man ihm und seiner Band also verzeihen.
Am nächsten Tag ist Ronja auf die kleine Bühne des Ladens geklettert, auf der sie ganz allein mit Gitarre und Mikrofon, beschmückt mit goldenen Sternen, ihre gefühlvollen Songs gespielt hat. Die meisten davon waren unveröffentlicht, denn ähnlich wie JAS hat sie mit "Tempelhof" erst einen Song herausgebracht. Viele kennen Ronja aber vermutlich von ihren zahlreichen Cover-Songs auf TikTok und Instagram. Oder von ihrem Song "Blumengarten", der zwar erst nächste Woche erscheint, aber auf TikTok jetzt schon an Fahrt aufnimmt.
Wenn ihr also gerne sweete deutsche Texte mögt, seid ihr bei JAS und Ronja definitiv gut aufgehoben. JAS spielt unter anderem auf dem Luzern Live oder About You Pangea Festival, Ronja hat leider noch keine weiteren Festival Shows angekündigt.
Das Tanzbein schwingen
Für Absteige stiegen wir hinab ins artheater Basement. Ich hoffe, das mit der Venue im Keller war Absicht. Denn nicht nur Absteiges Künstlerinnenname passt dazu, alles an ihr schreit nach düsteren Kerkern. Ihr Auftreten entspricht ihrem selbsternannten Status als "Goth Queen", die Musik reit sich ein in die Klänge der Neuen Neuen Deutschen Welle. Der allgemein herrschenden Schüchternheit zufolge, sowohl im Publikum, als auch bei Absteige selbst, kam es noch nicht zu ausschweifenden Tänzen vor der Bühne. Wir sehen dafür bei Absteige aber definitiv Potenzial.
Nach ihrer Tour erobern die TRÄNEN jetzt die Festivalbühnen des Landes. Ihr Album Haare eines Hundes lädt förmlich zum wütenden Mitschreien ein, das Kölner Publikum nahm diese Einladung gerne an. So richtig laut wurde der bis zum Rand gefüllte Club Bahnhof Ehrenfeld besonders beim Cover von "Denkmal". Das TRÄNEN-Publikum war durchgängig textsicher, was Frontfrau Gwen Dolyn sichtlich stolz machte. Die vielen Interaktionen zwischen Band und Menge haben zur allgemein erheiterten Stimmung beigetragen.
BabyB3ns brachte am Freitagabend neben 160 BPM auch ihre neue Chanel-Handtasche mit auf die Bühne. Mit einem einstündigen Set aus Techno-Remixes von "Toxic" bis "Don't Stop the Music" und ihren eigenen Hyper-Pop-Songs wie "Schmetterling" bewegte sie die Live Music Hall ordentlich zum Tanzen, Schwitzen und Lachen. Mit ihrer verpeilten chaotischen Art machte sie mehrmals deutlich, wie aufgeregt sei: Statt 15 Minuten durfte sie zum ersten Mal eine Stunde lang spielen, was sie anscheinend etwas überforderte. Sie habe sich bemüht, das einstündige Set zu füllen und hoffte "es sei nicht zu wild". Keine Sorge, es war genau die richtige Wildnis und hat die Sympathiepunkte ordentlich nach oben geschoben.
Wer gerne hüpft, springt und tanzt, ohne zu viel Körperkontakt mit seinen Mitmenschen zu erleben, sollte sich Absteige, TRÄNEN, BabyB3ns ansehen. Sicher ist man davor aber trotzdem nicht, Risiko für Moshpits ist durchaus vorhanden. Absteige tritt beim Stadt Ohne Meer Festival auf, an den TRÄNEN kommt man eigentlich auf keinem Line-Up in diesem Jahr vorbei und BabyB3ns spielt unter anderem auf dem PULS Open Air oder DASDING Festival.
Moshpit-Garantie
Die Wiener Schickeria hat Köln erreicht. BIBIZA hat seinen österreichischen Exportschlager in die Live Music Hall gebracht und gezeigt, dass Wiener Schmäh auch in Köln zündet. BIBIZA verwandelt Kokain, Mariahilf und Opernring in erstklassigen Austro-Pop, der aber nur durch seinen exzentrischen Bühnencharakter auch authentisch wirkt. Die ebenso exzentrische Band macht das Bild perfekt - mit einigen Songs Anlauf schaukelt sich das Set zu einem Stimmungsfeuerwerk hoch.
Abschließend haben wir noch einen Tipp, der wirklich kein Geheimtipp mehr ist: Kaja ist nämlich zwischenzeitlich von ihrem Plan abgekommen, neue Musik zu entdecken und hat sich stattdessen dreimal zu den Leoniden verirrt. Ursprünglich sollte die Kieler Band nur am Sonntag Abend in der Live Music Hall das Festival beenden. Stattdessen haben sie am Donnerstag zur Feier der Ankündigung ihres neuen Albums eine Überraschungsshow im Helios37 gespielt - und am Samstag eine Show auf einer Dachterasse einer WG in Köln. Richtig gelesen. In allen drei "Venues" haben sie bewiesen, dass sie jede Bühne abreißen können. Wer Mikrofonständer, die durch die Luft fliegen, geschleuderte Gitarren, crowdsurfende Baby-Borns namens "Bubatz" und einen persönlichen Kampf mit c/o pop Schildern sehen will, darf die Leoniden nicht verpassen.
Wer sich gerne in Kreise inmitten der Menge begibt, fühlt sich bei BIBIZA und den Leoniden definitiv wohl. BIBIZA kann man zum Beispiel auf dem Juicy Beats, Oben Ohne Open Air oder beim Deichbrand erleben. Bei den Leoniden kann man unter anderem bei Rock im Park/Rock am Ring oder Southside/Hurricane vorbeischauen.
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